Auf der einen Seite sanfte Farben, lebendig und lebensfroh bis hin zu schrillen, mutigen Raumkonzepten. Auf der anderen Seite dunkle, höhlenartige Rückzugsräume, natürlich und nachhaltig bis hin zum Re-Use von Materialien. Die Trends, die Jan Sappert, Creative Director bei der Konrad Knoblauch GmbH, für die kommende Zeit ausmacht, könnten gegensätzlicher nicht sein. „Design ist immer eine Antwort auf die emotionalen Bedürfnisse der Menschen“, erklärt er. Wie sieht gutes Interieur-Design in 2024 aus? Welche Sehnsüchte und Bedürfnisse muss es erfüllen? Vier Antwortversuche.
Krisen, Kriege, Klima-Katastrophen erschüttern die Menschheit. In der Psychologie findet man verschiedene Bewältigungsstrategien – zum Beispiel die des Rückzugs. Zurück in die Natur, eine friedvolle Umgebung, konzentriert auf das Hier und Jetzt, wo uns nichts mehr erschüttert. Ab in eine dunkle, warme Höhle, ein vertrautes Zuhause. „Gemütliche Räume in dunklen, gedeckten Farben geben uns Schutz und Geborgenheit, sie bieten eine Flucht vor der komplexen Welt“, betont Sappert.
Das Gegenkonzept zum Eskapismus? Lebensfreude! Verspielte, farbenfrohe Räume, lebendige, leuchtende Raumkonzepte, die pure Freude versprühen, tragen dazu bei, dass wir uns gut fühlen – und vergessen, was sonst so in der Welt passiert. Passend dazu auch die Pantone Farbe des Jahres 2024: 13-1023 Peach Fuzz. Ein samtig weicher Pfirsichton, wärmend, voller Herzlichkeit – die Freude, sich um sich selbst, aber auch um andere zu kümmern.
„Gesteigert wird die Lebensfreude in der Ekstase, ungebändigte Lust bis hin zum Kontrollverlust“, sagt Jan Sappert. Farbige Lichter, mutige, schrille Räume, Designs, wie unter LSD entstanden: Besonders die junge Generation, die aus der digitalen Welt kommt, benötigt viele Reize, um begeistert zu werden. Das heißt aber nicht, dass beispielsweise hippe Büros und Clubs komplett in psychodelischen Designs daherkommen müssen. „Wir alle haben unterschiedliche Bedürfnisse, die gestillt werden müssen, da gilt die Gleichzeitigkeit der Dinge“, so Sappert. Der Büroraum im Sinne des Eskapismus für eine entspannte Arbeitsatmosphäre, die Kantine wiederum ekstatisch gestaltet, für anregende Gespräche.
Die große Aufgabe unserer Gesellschaft, einen nachhaltigen Lebensstil zu kultivieren, wird auch den Bausektor in die Pflicht nehmen, der für einen Großteil der CO2-Emissionen und der Abfallproduktion verantwortlich ist. „Nahezu alle Baumaterialien bergen Stolpersteine für die Nachhaltigkeit, wie etwa einen versteckten CO2-Fußabdruck oder mangelnde Recyclingfähigkeit“, erklärt der Innenarchitekt Jan Sappert. Auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen kommen wir daher nicht umhin, das Verständnis von Bauprojekten zu reformieren.
„Wir müssen begreifen, dass Gebäude temporäre Baustofflager mit einem zeitlich begrenzten Nutzungskonzept sind“, so Sappert. Dieser Wandel wird sich in kleinen Schritten vollziehen. Es werden immer mehr Projekte entstehen, in denen Recyclingmaterialien, alte Möbel und wiederverwendete Baustoffe gekonnt als erste Ansätze von Nachhaltigkeit inszeniert werden. Aber es wird auch einfach weniger mehr sein. Zum Beispiel bleiben Wände, Böden und Decken roh und unbehandelt.
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