WENN PAPIER ROSTET

UNSER NEUES KNOBI-BUCH

Hm, wir bräuchten mal einen Flyer, Katalog, irgendwas. Um unser Unternehmen und unsere Projekte zu zeigen. Hm. Ein schnödes Printdokument irgendwie gefalzt und geheftet kam nicht in Frage. Es sollte schon irgendwas Besonderes sein. Und sollte irgendwie mit unserem Claim IDENTITY, HANDCRAFTED zu tun haben.

Zunächst machten wir uns an die Inhalte und somit an das Thema IDENTITY. Das spielen wir hauptsächlich über große, ganzseitige Portraits unserer Mitarbeiter – denn sie machen die Identität unseres Unternehmens aus. Wir wollten nicht allzu viel schreiben, und trotzdem wollten wir das Thema Identität von verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Daher haben wir zehn kurze, knackige Thesen zur Markenstrategie entwickelt:

100% ECHT – zum Inneren der Marke.

Und wir haben einen ehemaligen Agenten eines deutschen Geheimdienstes und einen waschechten Agenturmann, der in seinem früheren Leben mal Kirchenmusiker und Dirigent warn, gebeten uns etwas über Identität zu erzählen. „Die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen von Beziehungen – auch zwischen Marken und Zielgruppen – ist, dass Sie grundlegende Entscheidungen treffen“ und „Streben Sie nach dem Besonderen, dem Einzigartigen, nach dem, was Sie besser können als irgendjemand sonst“ sind unsere Lieblingssätze aus den beiden Essays. Gekrönt wird das Spiel um die Identität mit Fotokarten von realisierten Projekten (also den von uns gestalteten und gebauten Identitäten unserer Kunden), die sich in einer eingebauten Schublade am Ende des Buches befinden.

Das Thema HANDCRAFTED zeigt sich in der Machart des Buches – über die Schublade, über die offene Bindung, die hochwertige Verarbeitung und natürlich über das Cover. Schnell war uns klar, dass wir ein Cover wollen, das einen handwerklichen Charakter hat. Holz war uns zu einfach und zu oft gesehen. Entsprechende Papiere in Stein, Holz oder Metall Anmutung und Haptik waren uns zu unecht. Da blieb nur noch die Lösung, das Cover selbst zu machen. Und wir wollten, dass unser Cover rostet.

Zuerst haben wir probiert, Rost auf Papier zu übertragen. Dafür haben wir Metall mit Salzsäure versetzt und wie einen Stempel aufs Papier gedrückt. Das Papier hat den Rost nur teilweise und oberflächig übernommen. Das Ergebnis hat uns nicht überzeugt und wäre auch nicht „serientauglich“ gewesen. Dann kamen die Jungs aus der Lackiererei auf die Idee, es mit einem Lack zu probieren, der oxidiert und dabei seine Farbe verändert. Das haben wir gemacht und nach vielen, vielen Vorabtests hatten wir es raus: Das Papier, das rostet!

Das Schöne an dem rostenden Cover ist, dass kein Buch gleich aussieht wie das andere. Jedes Buch hat seine eigene Identität, was wiederum unserem Claim zuspielt. Und es löst bei den Empfängern immer Verblüffung aus, weil man eine solche Oberfläche einfach nicht kennt. Wir befestigen auf der Cover-Seite bei jeder Übergabe mit einem Mini-Magnet eine kleine Vignette, auf der die limitierte Nummer des Buches steht – also z.B. 21/500. Spätestens wenn der Empfänger erkennt, dass der Karton magnetisch ist, kommen erste Fragen auf – und wir können die Entstehungsgeschichte erzählen.

Schau dir das Video zum Rostprozess an.

Genauso wichtig wie die Wirkung nach außen ist uns allerdings die Wirkung nach innen. Dadurch, dass wir das Buchcover selbst entwickelt haben und viele Kollegen an dem Buch mitgewirkt haben (sei es handwerklich oder auch als Fotomodels), ist das wirklich „unser“ Buch. Und wir sind einfach nur stolz drauf.

…dass es das Buch auf designmadeingermany und ins Novum-Magazin geschafft hat, setzte dem noch eins auf. Ja, wir würden es wieder machen. Aber nächstes Mal lassen wir uns trotzdem wieder was Neues einfallen.

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