„Alle Standorte sollen Knoblauch-Handschrift tragen“
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18 Standorte. 500 Mitarbeitende. Rund 90 Millionen Euro erwarteter Umsatz in 2025. Der Multibrand-Händler Robert Ley mit Sitz in Euskirchen wächst wie kaum ein anderes Modehandelsunternehmen in Deutschland. Gemeinsam mit unseren Retail-Expert:innen hat Robert Ley eine Markenidentität entwickelt, die den Stores Erfolg bringt. Christian Schwenk, Mitglied der Geschäftsleitung bei Robert Ley, über Marken und Menschen.

Christian Schwenk, Geschäftsleitung Robert Ley

Christian, warum war es euch so wichtig, mit uns eine Robert-Ley-Identität zu entwickeln?

Robert Ley ist eine wertige DACH-Marke. Dahinter steht ein Familienunternehmen, das interessiert ist am Fortbestand des Unternehmens. Und diese Wertigkeit wollen wir nach innen und nach außen ausstrahlen. Als wir 2017 mit euch das Stammhaus in Euskirchen entwickelt und gebaut hatten, gefiel uns der zeitlose Geist an dem Konzept sehr gut. Das Haus steht jetzt schon seit fünf Jahren – und trotzdem kommen neue Kunden rein und denken, das sei neu eröffnet. Im Zuge unserer Trade-Up-Strategie haben wir uns neu strukturiert und beschlossen, unsere Standorte umzubauen, zunächst Langerwehe, dann Mühlheim-Kärlich. Und alle Standorte sollen die Knoblauch-Handschrift tragen. Wir wollen Robert Ley zu einer Omni-Channel-Lifestyle-Marke entwickeln. Und da ist es wichtig, eine gemeinsame Identität zu haben.

Ihr habt unterschiedliche Standorte. Mal auf der grünen Wiese, mal in Städten.

Ja, wir haben Stores vor den Toren der Städte, in Einkaufscentern und auch kleine Stadtboutiquen. Unsere Stores haben inhaltlich unterschiedliche Ausrichtungen und Anforderungen, die sich dann natürlich auch im Storedesign widerspiegeln. Und genau deshalb ist eine Corporate Identity so wichtig. Die Kunden sollen in unsere Stores kommen – und sofort ein Robert-Ley-Gefühl haben. Auch wenn jeder Store inhaltlich eine andere Ausrichtung hat und unterschiedlich kuratiert ist, wollen wir bestimmte CI-Punkte haben. Das sind natürlich dann individualisierte Konzepte, die zum jeweiligen Store passen.

Welche Kund:innen kommen zu euch?

Wenn wir den männlichen Kunden beschreiben würden, fährt der einen Range Rover, hat eine schöne, erfolgreiche Frau und einen Labrador. Und natürlich kauft er eher im Premiumsegment. Deshalb haben wir uns entschieden, auch bestimmte Serviceleistungen anzubieten. In der Regel gibt es immer einen freien Verkäufer – egal ob auf 6000 Quadratmetern Verkaufsfläche in Mühlheim-Kärlich oder in der Innenstadtboutique. Es gibt immer eine Bar und Lounge mit gratis Kaffee, Vino, Sekt. Unabhängig davon, ob der Kunde kauft oder nicht.

Was findest du beim Storekonzept am wichtigsten?

Ganz klar: die Umkleiden! Ich liebe Umkleiden mit Space und einer guten Beleuchtung. Gemeinsam mit dem Knoblauch-Team haben wir Kabinenwelten entwickelt, in denen der Partner, die Partnerin Platz hat, dich zu begleiten, wo du Klamotten abhängen kannst, wo du dich wohlfühlst. Es ist für mich ein ganz wichtiger Punkt, dass du diesen Wohlfühlfaktor spürst – vom Eingang des Stores bis hin zum Bezahlen! Und zwar durchgängig, bis du wieder beim Auto bist! Der Parkplatz muss sauber und gut ausgeleuchtet sein. Da gibt es so viele Komponenten, die wichtig und spielentscheidend sind.

Wir reden jetzt über den POS. Welche Rolle spielt E-Commerce?

Eine ganz wichtige! Als ich vor etwa drei Jahren kam, haben wir begonnen, E-Commerce aufzubauen, dafür auch ein Team rekrutiert und eine neue Struktur geschaffen. Wir möchten einfach, dass der Kunde uns immer erreicht. Nehmen wir mal den Raum Köln. Hier haben wir zwei Stadtboutiquen und ein großes Haus in Köln-Frechen. In unserem Online-Shop siehst du, wie unterschiedlich unsere Kunden kaufen. Ist gutes Wetter kommen sie gern in die Stadt, gehen etwas trinken, kaufen bei uns ein. An anderen Tagen wollen sie einfach nur ihren Bedarf decken, fahren gleich in das große Haus und decken sich ein. Und am anderen Tag haben sie keine Zeit und decken ihren Bedarf online, dann auch gern sonntags. Bei uns kaufen viele Kunden online und stationär.

Bringt euch E-Commerce Neukunden?

Ja, das ist wirklich verrückt. Wenn irgendeine Artikelmarke gehypt ist und wir die verkaufen, sehen wir oft neue Kunden, die noch nie bei uns waren. Das ist beispielsweise gerade bei einem Copenhagen-Schuh für Damen so. Der ist überall ausverkauft – aber wir haben ihn noch. Und so landen Kundinnen in unserem Online-Shop und kaufen in der Regel dann auch nicht nur diesen Schuh. Das ist ein toller Effekt, wenn du Marken anbietest, die gehypt sind. Unser Team ist deshalb auch viel auf Messen und in Städten unterwegs, um Trends aufzuspüren. Die Kunden sollen sich bei uns – stationär und online – nicht nur eindecken mit ihrem Bedarf, sondern auch inspirieren lassen.

Welche digitalen Lösungen habt ihr in den Stores?

Wir haben mit dem Knoblauch-Team immer überlegt, wo wir Screens haben wollen. Zum Beispiel große Kassenscreens. Aber auch in den Eingangsstellen und in den Kabinenwelten haben wir große Screens. In Mühlheim-Kärlich kommt bald ein acht auf neun Meter großer Screen ins Fenster. Bütema ist hier unser digitaler Partner. Mit den Screens können wir gut auf bestimmte Situationen reagieren, zum Beispiel, wenn wir Aktionen spielen oder ein Season Opening machen. Wir bringen frische Stimmung in den Store – ohne aufwendige Klebeaktionen wie früher. Unsere Marketingabteilung bespielt die Screens super. Und was richtig spannend ist, ist, dass wir die Screens vermarkten. Beispielsweise ist Olymp ein starker Markenpartner von uns und bucht regelmäßig die Screens.

Du hast gerade das Thema Event angesprochen. Was macht ihr da?

Parallel zur Eröffnung in Monheim ist Season-Opening. Das feiern wir im Frühling und Herbst mit Sektempfängen, einer Weinauswahl, aber auch einem DJ. Dazu gibt es Stelzenläufer, unterschiedliches Catering und vieles mehr. In Bonn hatten wir beim letzten Season-Opening einen Saxophonisten, das war richtig toll. Dort haben wir ein Damen- und Herrenhaus gegenüber und er hat immer abwechselnd Musik gemacht. Man spürt sehr stark, dass die Menschen richtig Bock auf ein bisschen Action im Laden haben.

Das heißt, Flexibilität auf der Fläche ist auch immer ein Thema?

Ja, und natürlich auch für die kurativen Themen. Wir versuchen auch mal einen Dekoartikel zu verkaufen, zum Beispiel Servietten und Kerzen, weil das die Kunden motiviert, zu uns zu kommen. Gerade in Mühlheim-Kärlich zum Beispiel spüren wir, dass das richtig gut funktioniert. Wir bauen das Einkaufserlebnis peu à peu aus.

Store in Mühlheim

Wollt ihr weiter expandieren?

Jetzt steht erstmal die Eröffnung in Monheim an, Außerdem planen wir einen Store in Neuss, vor den Toren von Düsseldorf. Aktuell läuft der Store noch als Cruse Fashion Club. Wir werden ihn vollumfänglich in die Robert-Ley-Fashionwelt integrieren, in der er auch eine stärkere Strahlkraft bekommt. Wir wollen also weiter expandieren und halten Augen und Ohren auf nach spannenden Standorten. Da haben wir auch die ein oder andere Idee im Kopf, aber wir wollen das auch immer sauber abbilden. Deshalb haben wir gesagt, dass wir das alles strategisch machen und in Ruhe schauen, wie es klappt. Die letzten drei Jahre haben wir unglaublich viel umgebaut und im Bestand Gas gegeben. Mit Monheim haben wir jetzt nach zehn Jahren die erste Neueröffnung – und freuen uns sehr darauf!

Viele Einzelhändler struggeln. Warum läuft es so gut bei euch?

Wir müssen uns natürlich auch anstrengen, dass die Kunden kommen. 2023 haben wir unsere große #weareone-Kampagne ausgerufen – und genau das ist es, was uns erfolgreich macht: Wir treten als coole Einheit, als Company, als Marke nach außen auf. Und leben das nach innen auch. Wir sind einfach ein richtig gutes Team, in dem jeder anpackt!

Außerdem sind wir sehr schnell, da wir kein Konzern sind und auch keine Konzernstrukturen haben. Eine Entscheidung muss bei uns nicht durch viele Gremien und bis sie dann getroffen ist, ist bereits neue Saison. Wir haben natürlich noch den ein oder anderen Standortvorteil, vor allem vor den Toren der Stadt. Dadurch, dass wir gerade auch sichtbar investieren und den Kopf nicht in den Sand stecken, setzen wir natürlich auch die richtigen Signale für Kunden, aber auch für unsere Kolleginnen und Kollegen. Das ist ein richtig wichtiger Punkt. Wenn heute alle keinen Bock mehr haben, brauchen wir auch keine Strategien mehr für morgen machen. Und dann gibt es da noch eine Sache. Wir alle sind im Herzen Verkäufer!

 

Ihr seid alle Verkäufer?

Ja, klar! Wir sind alle oft in den Läden, um zu schauen, was funktioniert und was nicht so gut funktioniert! Da fällt die operative Steuerung doch viel leichter. Wir bekommen ein Gefühl für die Fläche. So machen es unsere Teams auch, zum Beispiel im Marketing. Man bekommt dadurch so viele Themen mit – über die Kassen, Werbung, Beschilderung – was kann man besser machen, was fehlt. Wir sind alle ganz ganz nah am Kunden. Morgen (Red.: Samstag) bin ich wieder im Store und verkaufe mit. Ich bin supergern Dienstleister, das wurde mir einfach in die Wiege gelegt. Ich habe total Freude daran, wenn ich irgendwo im Store unterwegs bin und Kunden bedienen kann. Da würden mir ja die Hände abfallen, wenn ich das nicht hätte! Es ist so wichtig, nicht nur weil es Geld bringt. Es ist einfach ein wichtiger Erfahrungswert zu wissen, welche Anforderungen der Kunde an uns hat, was sein Wunsch ist. Sowas kann man doch aus der Vogelperspektive gar nicht bewerten!

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